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Kloster Dalheim

Ursprünglich wurde das Instrument für Kloster Dalheim, Kreis Paderborn, erbaut.

 

Sie ist das typische Beispiel eines gewachsenen Instruments. Über einen Zeitraum von rund 200 Jahren haben mindestens vier Orgelbauer-Generationen an ihr gearbeitet, sie umgestaltet und erweitert.

 

Noch heute ist an der Orgel ablesbar, wie sie die Entwicklung der Orgelbaukunst von der Renaissance bis zum Spätbarock vollzogen hat.

 

Das 17. Jahrhundert

Der älteste Bestand der Borgentreicher Barockorgel entstammt einer Renaissance - Orgel aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das Urgehäuse dieser Orgel ist noch heute hinter der barocken Fassade erhalten.

 

Auch die Windladen und der größte Teil der Pfeifen des Hauptwerks stammen aus dieser Epoche.

 

Alte Spuren am Pfeifenwerk deuten darauf hin, dass hierbei Pfeifenmaterial einer noch älteren Orgel aus dem 16. Jahrhundert Verwendung fand.

 

Aufgrund der charakteristischen Pfeifenbauweise kommt ein Orgelbauer aus der Familie Bader in Betracht. Diese in drei Generationen tätige Orgelbauerdynastie hat den westfälischen Orgelbau im 17. Jahrhundert entscheidend geprägt.

 

Um 1677 erweiterte Gottfried Bader (ca. 1633-ca. 1701) diese Orgel um ein Brustwerk mit 8, 9 oder 10 Registern und passt die Windversorgung durch den Bau von vier neuen Bälgen an (Rechnungsbuch Kloster Dalheim).

 

Das 18. Jahrhundert - Teil 1

1675-1710 fand eine umfassende Barockisierung der Dalheimer Klosterkirche statt.

 

Auch die Orgel erhielt im Zuge dieser Maßnahme zwischen 1705 und 1710 ihr barockes Gewand.

 

Der ursprünglich aus Thüringen stammende und in Einbeck wirkende Johann Jacob John (1665-1707) fügte mit seinen Gesellen, den Gebrüdern Reineke aus Waldeck, dem Werk das große Rückpositiv (14 Register) und das selbständige Pedal (8 Register) hinzu.

 

Das Hauptwerk erhielt als charakteristische Solostimme eine Viola di Gamba.

Die zweifelsfreie Identifizierung des Orgelbauers erfolgte durch umfassende Pfeifenvergleiche mit der gesicherten John–Orgel in Hemer bei Iserlohn.

 

Johann Jacob John wird in der Orgelentwicklung um 1700 eine zentrale Rolle zugewiesen.

 

Das 18. Jahrhundert - Teil 2

Um 1750 baute der Lippstädter Orgelbauer Johann Patroclus Möller (1698-1772) eine neue Hohlflöte 8´ für das Hauptwerk der Orgel.

Das frei werdende Register Quintatöna 8´ aus dem Hauptwerk versetzte er ins Brustwerk.

Die Windlade des Brustwerks baute er als Schleiflade neu.

 

Damit war die Barockorgel auf die heutige Größe mit 45 Registern angewachsen.

 

Ein bislang nicht zweifelsfrei identifizierter Orgelbauer veränderte nach 1750 die Pedaldisposition geringfügig, baute eine neue Zimbel für das Hauptwerk und ordnete dessen Pfeifenbestand neu.

 

Stefan Heeren aus Gottsbüren arbeitete 1785 mit fünf Gesellen an der Orgel.

Das Instrument war „völlig auszubessern“.

 

1803 wurde das Kloster in Dalheim aufgelöst.

 

1 Blick durch das Brustwerk auf das Renaissance Gehäuse mit Arkadenresten im oberen Bereich. Prospektstudie mit gekennzeichneter Renaissanceorgel
Renaissance Gehäuse1 Renaissance Gehäuse2 Pfeifen der ältesten Substanz aus gehämmertem Blei
Eine der ältesten Pfeifen mit uralten Konstruktionsspuren Die barocke Fassade wurde auf das Renaissance Gehäuse aufgenagelt Brustwerk der Orgel vor der Restaurierung
  Blick in das Brustwerk während der Demontage 2005